Kann man reinen Kalkputz – also Luftkalkputz – als Außenputz verwenden? Als Architekt, der von einem Bauherrn gefragt wird würde ich sagen: Nur wenn ich dafür nicht haften muss. Als jemand, der mit Kalkputz an Außenwandflächen genügend Erfahrungen gesammelt hat, würde ich sagen: Natürlich! Aber beachte ein paar wichtige Regeln dabei. Welche das sind, und was es mit der Haftung für einen Architekten auf sich hat, erfährst Du in diesem Artikel.

Kalkputz erfolgreich als Außenputz verwenden

Kalkputz außen
Luftkalkputz bei einem Fachwerkhaus
Kalkputz Außenputz
Kalkputz in seiner natürlichen Färbung

Kann Kalkputz als Außenputz verwendet werden?

Die allgemeinen Vorteile von Kalkputz habe ich bereits in diesem Artikel beschrieben. Bei Außenflächen lohnt sich eine gesonderte Betrachtung um sich logisch die Antwort selbst herzuleiten, ob hier ein reiner Luftkalkputz verwendet werden kann.

Es gibt Baukonstruktionen die können tatsächlich mit nichts anderem verputzt werden als mit reinem Luftkalkputz. Hier muss man besonders an Fachwerkbauten denken. Sobald ein Fachwerk statt dessen mit einem Kalkzementputz oder Kunstharzputz verputzt werden würde, wäre das Ende des Fachwerks eingeläutet. Innerhalb weniger Jahre würde ein jahrhunderte altes Fachwerk zerstört werden.

Der Grund hierfür ist, dass Kalkputz zehnmal schneller austrocknet als ein Kalkzementputz. Eine schnelle Austrocknung ist für Holz am Bau Grundvoraussetzung, dass es nicht zerstört wird. Mit Kalkzementputz passiert genau das. Zimmerleute sprechen manchmal davon, dass der Zement das Holz zerfrisst. Tatsächlich ist es das pertmanent feuchte Milleu des Zementutzes, der es Pilzen erlaubt, das Holz zu zerstören.

Wenn nun also an Fachwerk außen reiner Luftkalkputz zu verwenden ist, warum nicht auch sonst an Außenwandflächen?

Meiner Meinung nach bietet dieser Putz einige schlagende Vorteile, die eine bessere Haltbarkeit zur Folge haben als andere – auch für den Außenbereich zugelassene und entwickelte Putze:

1. Die oben erwähnte schnelle Austrocknung schützt nicht nur das angrenzende Holz der Fachwerkkonstruktion vor Pilzzerstörung sondern auch den Putzaufbau selbst. Feuchtigkeit innerhalb des Putzes führt z. B. bei Frost langfristig zu Schäden. Ein trockener Putz ist dagegen immun.

2. Reiner Luftkalkputz hat das gleiche temperaturbedingte Ausdehnungsverhalten wie Ziegel oder Kalksandstein. Dadurch werden Spannungen zwischen Putz und Putzungtergrund so gut wie ausgeschlossen. Kalkzementputze oder Kalkputze mit hydraulischen Anteilen haben ein unterschiedliches Ausdehnungsverhalten, weshab solche Außenwandflächen kleine Haarrisse bekommen können. Die Kapillarwirkung der Haarrisse wiederum lässt Wasser eindringen, Frost kommt und…Du weißt schon.

3. Reiner Luftkalkputz ist weicher und flexibler als Kalkzementputz. Diese Eigenschaft führt dazu, dass kleine Bewegungen des Untergrundes ausgeglichen werden können. Kalkzementputz wird viel härter. Zusammen mit der unterschiedlichen temperaturbedingten Ausdehnung, führen Bewegungen des Untergrunds zum Abscheren des Putzes. Die Folge sind Putzhohlstellen oder Putzabplatzungen.

4. Luftkalkputz wird nachgesagt, dass er kleine Risse von selbst repariert. Vermutlich setzt sich darin ungebundener Kalk fest, der durch Feuchtigkeit in die Risse gelangt und dort zu Kalkstein umgewandelt wird. Tatsächlich weist der Putz an meinem Haus keinerlei Risse auf.

Warum rät man heute davon ab, reinen Luftkalkputz außen zu verwenden?

Ich kann hier nur spekulieren. Möglicherweise passen die Regeln, die bei Kalkputz als Außenputz zu beachten sind, nicht in unsere Zeit, in der alles geregelt und genormt werden muss.

Frischer Putz an einer Außenwand braucht beispielsweise einige Wochen, bis er ausgetrocknet ist. Anders als Putze mit Zementanteil oder anderen hydraulischen Bindemitteln, muss das Wasser vollständig entweichen. Es wird keins gebunden. Gleichzeitig dauert die Umwandlung des Kalks unter Einwirkung des CO2 der Luft zu Kalkstein – also die Karbonatisierung – einige Monate bis Jahre bis sie vollständig abgeschlossen ist. Putze mit Zementanteil erhärten innerhalb von einigen Tagen.

So lange der Putz also noch feucht und nicht vollständig ausgehärtet ist, bleibt er frostgefährdet.

Das heißt, die Putzarbeiten dürfen nicht zu einer Jahreszeit ausgeführt werden, wenn Frostgefahr während der folgenden Wochen bis zur Austrocknung besteht. Gleichzeitig ist darauf zu achten, dass sommerliche Hitze den Putz nicht aufbrennen lässt.

Du solltest also den Zeitpunkt im Jahr gut wählen, um diese Probleme zu vermeiden. Aus meiner Erfahrung bietet sich der Mai und der September ideal dafür an, zu dieser Zeit den Außenputz herzustellen. Während des Hochsommers musst Du es einplanen, Deinen Putz – z. B. mit einer Gerüstplane – vor starker Sonneneinstrahlung zu schützen. Von Oktober bis April würde ich aufgrund der Frostgefahr davon abraten, zu verputzen.

Deinem Putz tut es während der Austrocknung gut, wenn Du ihn ab und an mit Wasser besprühst. Das Wasser trasportiert das Kohlendioxid der Luft durch Umwandlung in Kohlensäure in die tieferen Putzschichten und fördert die Karbonatisierung.

Ein Kalkputz benötigt natürlich auch den geeigneten Anstrich. Kalkfarbe ist dafür ideal. Sie sorgt auch bei späteren Renovierungen dafür, dass durch Regen langsam ausgewaschener immer wieder zugeführt wird.

Kann man Kalkputz für außen selbst herstellen?

Selbstverständlich kann man das. Benutze 1: 3 als Mischungsverhältnis Kalk (Weißkalkhydrat CL 90) zu Sand. Verwende ungewaschenen Sand (Putz- und Mauersand) mit der Körnung 0/4 für den Unterputz und mit feinerer Körnung 0/2 für den Oberputz. Solltest Du nur gewaschenen Sand haben, füge etwas Lehm hinzu. Verwende Für besonders guten Oberputz Sumpfkalk anstelle von Weißkalkhydrat.

Verwende keinen Zement – auch wenn Dir dazu geraten wird. Der Putz härtet zwar schneller aus und wird schneller frostsicher, aber langfristig geht der Putz schneller kaputt.

Hier findest Du alle Infos, wie Kalkputz selbst gemischt und hergestellt werden kann.

Einen wesentlichen Unterschied zwischen Kalkputz für innen und Kalkputz für außen gibt es nicht. Lediglich die Kornabstufung zwischen Unterputz und Oberputz ist strikter einzuhalten.

Das liegt daran, weil mit der Kornabstufung von grob-Unterputz zu fein-Oberputz nicht nur die Tragfähigkeit und Optik bestimmt wird, sondern auch die Richtung die dem Wasser durch die Kapillarwirkung des Putzes gegeben wird. Die richtige Kornabstufung führt dazu, dass Wasser immer an die Oberfläche befördert wird, wo es schnell wegtrocknen kann.

Ein wichtiger Aspekt ist natürlich auch der Untergrund, auf den verputzt wird. Mit Ziegelmauerwerk – egal ob neues oder Bestandsmauerwerk – habe ich beste Erfahrungen gemacht. Bei Porenbeton würde ich auf eine Armierung des Unterputzes nicht verzichten. Hier würde ich auch ein paar Wochen mehr einplanen, die man dem frischen Putz zur Austrocknung gibt.

Wärmedämmverbundsysteme solltest Du möglichst meiden. Falls das nicht möglich ist, rate ich davon ab, selbst zu verputzen oder gar den Putz selber herzustellen. Bauphysikalisch sind Wärmedämmverbundsysteme problematisch. Da würde ein Kalkputz keine Verbesserung bewirken.

Putzaufbau
typischer Putzaufbau bestehend aus Unterputz und Oberputz

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Zusammenfassung

Also zusammenfassen kann ich sagen, dass Luftkalkputz selbstverständlich außen verwendet werden kann. Beachte folgende Regeln und Tipps:

1. Mach deine Putzarbeiten möglichst im Mai oder September oder schütze den frischen Putz im Hochsommer vor Sonneneinstrahlung.

2. Stelle Dir Deine Putzmischung selbst her.

3. Halte Dich an die richtige Kornzusammensetzung für Unter- und Oberputz. Verwende das Mischungsverhältnis Kalk zu Sand von 1:3

4. Meide Wärmedämmverbundsysteme

5. Verwende Kalkfarbe für den Fassadenanstrich und auch für Renovierungsanstriche.

Damit solltest Du lange Freude an Deinem Außenputz haben.

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Dieser Beitrag hat 14 Kommentare

  1. Lars

    Hallo,

    da ich gerade mein Haus innen mit selbst zusammen gerührten Kalkputz verputze und davon sehr begeistert bin, bin ich am Überlegen das auch außen zu tun.
    Leider werde ich nicht um ein WDVS herumkommen, da meine Wände im Winter innen zu kalt sind. Deswegen habe ich zum einen Probleme mit Schimmel und zum anderen ist es ungemütlich. Als WDVS werde ich Holzfaserweichplatten nehmen. Diese würde ich dann gern mit Kalkputz verputzen.
    Meine Frage dazu lautet: Wie stelle ich dabei im Sockelbereich den Spritzschutz sicher?
    Besten Dank

    Gruß
    Lars

    1. Marcus

      Hallo Lars,
      mal ein paar Möglichkeiten zu Deinem Fall:
      – kapillaraktive Innendämmung im Bereich Wärmebrücken eine Option?
      – WDVS kann auffeuchten – was passiert dann mit Holzweichfaser?
      – Mit selbst hergestelltem Putz Testflächen herstellen.
      – Außendämmung mit Poroton WDF eine Option?
      – Sockelbereiche mit Vormauerung aus Wärmedämmziegeln?
      – Sockelputz habe ich so selbst hergestellt: 1 Teil Kalk, 1 Teil Trasszement und 4 Teile Sand – aber bitte nicht auf Styropor, MiWo oder Holzweichfaser, sondern nur auf Mauerwerk.
      – WDVS beseitigt Wärmebrücken, aber eine signifikante Heizkostenersparnis solltest Du damit nicht erwarten, da die bessere Dämmung der Außenwände durch den Wegfall der solaren Wärmegewinne durch die Außenwände ausgeglichen wird.
      Das Thema WDVS werde ich in Zukunft noch einmal ausführlich in einem Beitrag behandeln.

  2. Denise Reynders

    Vielen vielen Dank!!!
    Ich verstehe gar nicht warum ich Dein Profil u somit Deinen Blog jetzt erst gefunden habe!
    Ich muss dieses Jahr die Außengefache fertig verputzen und bin begeistert über Deine Infos über Kalk! Das hilft mir enorm!! Viele Grüße aus dem Oberbergischen, Denise

  3. Lief

    Hallo Marcus,
    Vielen Dank für Deine tollen Infos, ich greife immer wieder darauf zurück.
    Nun eine Frage: kann man den Kalkputz auch als Kalkmörtel für außen benutzen, also zum Verfugen eines alten Rotsteinmauerwerkes (Schleswig Holstein). Es ist an den Mauern im Laufe der Jahrzehnte offenbar schon ordentlich dran rumgewerkelt worden. Die Fugen sind aus unterschiedlichen Materialien und mittlerweile auch Farben. Also ursprünglich vermutlich Muschelkalk und dann ausgebessert mit Zementmörtel. Und wie bekäme man einen hellen Kalk dann etwas dunkler, mit Asche, geht das auch für draußen?
    Freue mich über eine Rückmeldung, schöne Grüße
    Lief

    1. Marcus

      Hallo Lief,
      Ich habe selbst gute Erfahrungen mit reinem Kalkmörtel bei Sichtmauerwerk außen gemacht. Wenn Du dunkle Fugen haben willst, musst Du dunklen Sand nehmen. Steinsand ist z. B. dunkelgrau. Asche ist zu fein und Du weißt nicht was drin ist und wie es sich mit dem Kalk verhält. Du brauchst eine gleichmäßige Kornabstufung beim Sand (0-4mm).
      Beste Grüße
      Marcus

  4. Max

    Hallo Marcus,

    danke das du so viel wertvolles Wissen hier festgehalten hast! Ich verputze auch seit einigen Jahren schon mit Kalkputz und habe verschiedenes ausprobiert.
    Auch unserer Schornsteine, neu gemauert aus Reichsformatziegeln, habe ich mit Kalkputz verputzt, allerdings mit NHL 5 und Kalkhydrat gemischt. Allerdings gab es nach wenigen Monaten schon erste kleine Risse im Putz. Hauptsächlich da, wo die Fugen sind. Gemauert wurde übrigens mit Kalk Zement Mörtel. Vielleicht begünstigt der Zement in den Fugen die Rissbildung?
    Reiner Kalkputz, also ohne NHL 5 ist am Schornstein vll zu sehr belastet, oder was meinst du?

    Lieben Gruß
    Max

    1. Marcus

      Hallo Max,
      Der Zement der Fugen und auch der Anteil an hydraulischen Kalk sind hier mit ziemlicher Sicherheit das Problem. Ziegel und zementhaltige Mörtel und Putze haben ein unterschiedliches Ausdehnungsverhalten. Besonders bei einem Schornstein gibt es teilweise große Temperaturdifferenzen, die eben zu Spannungen und Rissen führen können. Schornsteine zu bauen ist aber auch eine Kunst für sich. Die Mörtel sind hier immer speziell und beinhalten Schamottemehl, da sie hohen Temperaturen ausgesetzt sind. Sie müssen keramisch abbindend sein – nicht hydraulisch.
      Als Außenputz sehe ich keinen Grund, weshalb Luftkalkputz hier nicht funktionieren sollte. Er hat auf jeden Fall die nötige Flexibilität.

      1. Max

        Hallo Marcus,

        vielen dank für deine Antwort. So hoch sind die Temperaturen im Schornsteinkopf ja eher nicht mehr. So wie die alten Mauerfugen aussehen, wurde von ca. 100 Jahren zum mauern der Schornsteine sogar auch Kalkmörtel verwendet. Wenn das Einrüsten der Schornsteine nicht so aufwändig wäre, würde ich das auch mal ausprobieren. Aber so ist das Beobachten und eventuelle nachbessern so umständlich. Vielleicht wäre das mauern mit NHL 5 statt Zement eine Alternative?
        Meinst du es könnte klappen auf den Putz, der jetzt aus NHL 5 und Kalkhydrat besteht, noch eine Schicht reinen Kalkputz aufzubringen?
        Besten Gruß,
        Max

        1. Marcus

          Sollte kein Problem sein. Probiere es einfach aus. Wenn Du in den Putz Gewebe einarbeitest, kriegst Du die Risse in den Griff.

  5. Nina Hayder

    Wir wollen einen Kalkputz an die Wand machen. Schön zu wissen, dass man diesen auch für Außenwände verwenden kann. Darum denke ich, dass wir damit nichts falsch machen.

  6. Nina Hayder

    Wir wollen die Fassade erneuern. Daher finde ich es gut, dass Kalkputz nicht so optimal ist. Daher werde ich eine Alternative suchen.

  7. Lena

    Mir war gar nicht bewusst, dass die Karbonatisierung von Kalk Monate bis Jahre dauern kann. Meine Tante möchte ihr Haus restaurieren und überlegt sich, welchen Außenputz sie am besten verwenden soll. Da ist es gut zu wissen, dass der Putz erst dann gegen Frost geschützt ist, wenn er komplett ausgehärtet ist. Danke für die gute Erklärung!

  8. Elsa Horneke

    Hallo und danke für diesen interessanten Beitrag! Ich finde es toll, dass man Kalkputz für Außen selbst anmischen kann. Da ich selbst nicht so handwerklich begabt bin, werde ich ein lieber ein Unternehmen für Außenputz engagieren. Die Idee finde ich trotzdem gut!

  9. Nina Hayder

    Wir wollen die Fassade renovieren. Zuerst wollen wir sie verputzen und dann neu streichen. Gut zu lesen, dass Kalk dafür verwendbar ist.

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